Für meine Kenia Reise habe ich mich gegen eine 24 stündige Busfahrt entschieden. Mit RwandAir, der Ruandischen Airline dauerte der Flug nur 1,5 Stunden. Ganz nach der „african time“ ging es eine Stunde später los, als eigentlich geplant. In Nairobi wurde ich von Donnergrollen begrüßt, vom Flieger in den Flughafen kam ich noch trocken. Als ich nach einer Stunde den Flughafen in Nairobi verlassen konnte, regnete es in Strömen.
Schon der kenianische Flughafen in Nairobi ist im Vergleich zu dem in Kigali gigantisch. Es sind viel mehr Menschen unterwegs und es ist irgendwie alles einfach größer.
Vor dem Flughafen wartete Judith, eine Freundin aus der Schule, auf mich. Sie hatte mich über Weihnachten schon in Kigali besucht. Da es mittlerweile 22:30 war, konnten wir nur noch ein Taxi nehmen, um zu ihrer Gastmutter zu fahren. Wäre ich früher gekommen, hätten wir mit einem Matatu fahren können. Judiths Projektpartnerin nennt sie „Party Busse“. Ich finde das ist ein sehr passender Name, denn es plärrt durchgehend ohrenbetäubende Musik aus kleinen oder auch mal richtig großen Lautsprechern, die im ganzen Bus verteilt sind. Feste Haltestellen gibt es wohl nicht wirklich, um herauszufinden wo es hingeht, muss man nachfragen. Wenn man raus gelassen werden will, muss man das sagen. Die Matatus fahren in Nairobi überall herum und sind Bunt bemalt. Es gibt laut Judith sogar einen Wettbewerb, wer das schönste Matatu hat. Die Fahrt mit dem Matatu ist hier die billigste und sicherste Fortbewegungsmöglichkeit, eine Fahrt kostet zwischen 50 und 60 Kenia Schilling, das sind 41, bzw. 49 ct.
Es gibt auch Piki Pikis, quasi die hiesigen Motos, aber damit werden wir in Nairobi nicht fahren. Denn der Straßenverkehr ist irre chaotisch (zudem herrscht Linksverkehr und ich gucke weiterhin konsequent falsch, wenn ich die Straße überquere). Es scheint, als würden alle nur auf sich achten und der stärkere hat recht. Auch wenn man am Straßenrand entlang läuft, muss man aufpassen, denn es wird davon ausgegangen, dass der Fußgänger ausweicht. Bürgersteige… gibt es nicht immer. Aber ein Matschweg am Rand, auf den man sich bei einem nahenden Auto retten kann, ist meist vorhanden.
Mit Emma, einer weiteren Freiwilligen, die über die Schulferien in Nairobi ist, sind wir nach Town gefahren. Der Stadtteil ist, wie der Name schon verrät, das Zentrum der Stadt, es reihen sich viele kleine Geschäfte aneinander, Banken, Restaurants etc. gehören ebenfalls dazu. Die Straßen sind vollgepackt mit Menschen, es ist laut und vor allem: dreckig. Überall liegt Plastikmüll, es gibt nicht immer einen Abfluss für das Regenwasser, was gerade jetzt in der Regenzeit in Massen vom Himmel kommt. Dadurch sind viele Straßen völlig vermatscht, es gibt unzählige Schlaglöcher. Oft wird man an angeschrien, wenn die Straßenverkäufer ihre Ware anpreisen wollen. Auf Plastikplanen ausgebreitet kann man Secondhand Kleidung, Küchenbrettchen, Obst und vieles mehr erstehen, an kleinen Ständen wird Essen verkauft. Ich habe schon mehrere Wägelchen gesehen, bei denen man gekochte Eier und kleine Würstchen (Smokies) bekommen kann. Das für mich faszinierende: die Sachen werden dann auch gleich gegessen.
Kurz um, Nairobi ist super. Ich würde nicht in dieser riesigen, lauten vermüllten aber so wunderbar lebendigen Stadt leben wollen. Aber für einen Besuch war es genau das richtige.
Emma und Judith hatten von einem Markt gehört, den sie sich unbedingt mal ansehen wollten. Beim Mittagessen haben wir eine der Kellnerinnen gefragt, ob sie uns sagen könne, wie wir zum Markt kommen. Sie war super freundlich und hat angeboten uns nach Ihrer Schicht hinzubringen. Der Markt war toll, auch wenn es viele Dinge gibt, die ich in Ruanda billiger bekommen kann.
Auf dem Weg zurück ist mir dann aufgefallen, wie selten man Polizisten sieht. In Kigali steht an jeder Ecke ein mit einem Maschinengewehr bewaffneter Polizist oder Soldat. Oft fahren Polizeiautos an einem vorbei. Hier hingegen habe ich an meinem ersten Tag nur drei Polizisten gesehen.
Nach ein paar Tagen in Nairobi sind wir nach Limuru in das Marianne Center gefahren. Judith arbeitet in einer Schule und Internat für Jugendliche und junge Erwachsene mit geistlicher Behinderung. Die Fahrt nach Limuru war sehr viel entspannter, als ich es mir vorgestellt hatte. All die Geschichten, von vollgestopften Kleinbussen kamen mir auf einmal komisch vor. Schließlich war ich in Nairobi mehrere Male Matatu gefahren und die waren auch nicht wirklich vollgestopft. Manchmal standen ein paar Menschen verbotener weise im Gang, aber vollgestopft… Da hatte ich mir was anderes vorgestellt.
In Limuru waren wir erst auf dem Markt um ein paar Sachen für die nächsten Tage einzukaufen. Kenia ist etwas teurer als Ruanda, im Verhältnis zu deutschen Preisen aber immer noch sehr billig. Die Avocado kostet anstatt 150 rwf (15 ct) eben 20 Ksh (etwas weniger als 20ct.) Anschließend hat Judith mir noch ihren Lieblingsladen, den einzig wahren Saftladen gezeigt. Ein ganz kleiner Shop, in dem man sich einen Saft, einen Smoothie oder was auch immer man haben möchte, zusammen mischen lassen kann. An der Wand hängen Vorschläge, die man nach Belieben abändern kann (oder muss, je nach dem ob es alle Zutaten gibt). Die Frau bereitet die Früchte oder das Gemüse direkt vor einem zu dem gewünschten Getränk zu. Ich habe (nicht sehr mutig, ich weiß) erst mal einen Bananen Mango Smoothie mit Milch und Erdnüssen genommen, während Judith gerne was mit Eisen wollte. Karotten, Rote Beete, Aloe Vera, Kürbiskernen, Ingwer, Erdnüssen und weiteren Gemüse und Ost Arten, die ich teilweise nicht kenne. Die Getränke waren beide super lecker.
Was dann aber doch meiner Vorstellung von vollgestopften Transportmitteln entsprach, war die Fahrt von Limuru zum Marianne Center. 12 Leute in einem Auto für 5 kann man wohl als vollgestopft ansehen. Vier in der ersten Reihe (inklusive Fahrer), vier auf der Mittelbank (das variiert wohl aber auch, wenn Kinder dabei sind, dann werden es auch mal mehr), und vier Personen im Kofferraum. Judith und ich saßen im Kofferraum und ich denke, dass war noch am bequemsten. Irgendwo im nirgendwo, so zumindest kam es mir vor, wurden wir dann raus gelassen. Nach ein paar Minuten Fußweg gelangten wir dann im dunklen ans Marianne Center. Dort blieben wir bis Freitag. Zurück in Nairobi haben wir uns als erstes wieder einen Smoothie im Java Cafe geholt. Die machen wirklich süchtig.
Am Wochenende waren wir dann wieder bei Judiths Gastmutter. In Buruburu, dem Stadtteil, in dem sie lebt, gibt es eine Straße, in der an kleinen Ständen jede menge Kleidung verkauft wird, oftmals Second Hand. Oftmals stehen die Verkäufer vor den Ständen und schreien einem direkt ins Ohr, was sie alles an Ware zu bieten haben, oder aber sie sind nicht aufzufinden und man muss warten und wird dabei von den umstehenden Verkäufern belagert, da sie eindeutig die besseren Preise anbieten.
An meinem letzten Tag haben wir dann noch die elephant orphanage in Nairobi besucht. Da wir mit dem Matatu gefahren sind, mussten wir das letzte Stück laufen. Das war aber super schön, denn es war sehr ruhig und wir konnten die Natur genießen. Obwohl wir viel zu früh da waren (die elephant orphanage hat nur von 11-12 Uhr auf) waren schon eine Menge Leute da. Überraschung, Überraschung, größtenteils Weiße. Teilweise auch schön in Safari Kleidung mit jeder Menge Hosentaschen und Hut. Alles beige, natürlich. Für 500 Ksh konnten wir rein (etwas weniger als 5€). Die Gruppe wurde auf eine Art Platz geführt, der Boden war Gras und Schlamm bzw. Erde.
Ein Teil war mit einer dicken Kordel abgespannt. Die Elefanten kamen über das Gelände geradezu angerannt. Gab ja auch Essen. Neben der Milch, die von den Pflegern aus riesigen Flaschen gegeben wurde, gab es auch noch Blätter von Ästen. Die Elefanten sind alles Waisen, die zu jung waren, um ohne Mutter zu überleben. Im Normalfall werden die Elefanten nach drei Jahren wieder in die ‚freie Natur‘ gelassen, sie kommen zurück in verschiedene Nationalparks.